Magische Phase

KleinMadame ist jetzt in der Magischen Phase angekommen. Monster, Gespenster, Unsichtbare Wesen werden für das Kind plötzlich real und machen Angst bzw. sind die Verarbeitungsgehilfen für ganz andere, ihm noch nicht erfass- und beschreibbare, innere Ängstlichkeiten.

Alle Bücher werden nun noch einmal aus einem ganz anderen Blickwinkel von ihr aus interpretiert. Der bisher geliebte Grüffolo (Stofftier) wird zur Oma verbannt und Mama muss die Grüffolo und andere Bücher aus dem Regal nehmen und auch nach unten verbannen. Beim morgendlichen Quatschen auf meiner Couch spielen Monster jedweder Art auf einmal die Hauptrolle. Alleinsein geht zurzeit gar nicht, denn überall hausen gar schreckliche Schrecken.

Wir nehmen das sehr ernst. Da wird nicht ausgelacht und nicht abgewiegelt. Die Monster und Gespenster sind für das Kind real, also sind sie es auch für uns. Aber wir können lenken und Tipps geben und begleiten. Beispiele:

- Wir lesen Geschichten anders vor

- Wir kennen als Erwachsene Tricks und geben Tipps zum friedlichen Zusammenleben mit Monstern & Co

- Wir schaffen gemeinsam magische Gegenstände zur Abwehr und zum Schutz

- Wir bringen neue Bücher und Geschichten ein. Von mutigen Mädchen, starken Prinzessinnen, furchtlosen Kämpferinnen und kleinen und großen, liebenswerten Monstern

- Wir danken (wem auch immer) dafür, dass sie sich ausgerechnet Mulan als ihre Heldin auserwählt hat (und nicht so eine überempfindliche Oberzicke wie die Eisprinzessin) und sind begeistert dabei, wenn sie weiter eifrig Karate und den Schwertkampf vor dem Spiegel trainiert

- Wir ermutigen sie, sich den Ängsten zu stellen und gehen mit in die dunklen Ecken.

- Wir sammeln/erschaffen gemeinsam Bannsprüche, Reime, Lieder, die die Monster vertreiben oder in freundliche Kuschelmonster umwandeln

- Wir reden miteinander und hören geduldig und aufmerksam zu. Wieder und wieder und wieder (denn im Wiederholungs-und Selbstvergewisserungphase ist sie auch noch)

- Wir wiederholen mantrartig auf Anfrage, dass die Monster und Gespenster sich von ihrer Angst nähren und dass, wenn ihre Angst weniger wird, auch die Monster schrumpfen und am Schluss nur noch das sind, was sie sind: Kleine, freche, liebenswerte Pupse im Wind.

- Wir stellen niemals ihre Wahrnehmung, und sei sie in unseren Erwachsenenaugen auch noch so abstrus, in Frage. Denn es sind ihre Wahrnehmungen und sie schenkt sie uns. Wir schaffen nur noch weitere kreative und vielfältigere Wahrnehmungsmöglichkeiten, so als Angebote. Was sie sich davon nimmt und was sie jetzt liegen lässt, das ist ihre Entscheidung.


Es ist lustig, anstrengend, lehrreich, bereichernd ihr auf den neuen Wegen der explodierenden Phantasie zu folgen. Diese Phase ist so unendlich wichtig. Denn erst, wenn diese bis zum Sattsein durchlebt werden durfte, kann die Realität als solche wahrgenommen und ohne Furcht ins eigene Kinderleben transformiert und angenommen werden.