„Warum haben so wenige Menschen den Mut sich aktiv für
Kinderrechte und das Kindeswohl einzusetzen?“
„Mut? Ich denke nicht, dass es hier um Mut geht. Der
Begriff, der mir spontan durch den Kopf geht: Verdrängung. Das Thema drängt ja
jeden Einzelnen, der/die sich damit beschäftigt, dazu, sich mit der eigenen
Biografie, inneren Haltungen, den eigenen Narben, mit dem Menschenbild, dem
eigenen Bild von Kindern, dem Eltern sein und ja, auch mit der eigenen Schuld
und Scham auseinanderzusetzen. Man
drängt es weg, weil es einem auf zu vielen Ebenen zu nahe kommt. Wenn man
sich auf das Thema einlässt, dann kann man nicht mehr zurück und viele wohlige
Glaubenssätze, innere Bilder und die eigene Psyche stützende Annahmen, etc. brechen
weg. Und dann wird man ja auch irgendwann vor der ganz konkreten Frage stehen,
wie man sich jetzt, in diesem Moment, in dieser realen Situation verhält. Ganz
schön unbequem alles. Als Bereicherung empfinden dies die wenigsten. Wenn man
sich mit der Not von Kindern beschäftigt und sich drauf einlässt, wohin das
einen führt, dann ist das so, als würde man den Stöpsel aus einem riesigen
Staudamm ziehen. Sprengkraft hoch zehn. Im Innen und Außen. Darum kommt es der
Gesellschaft insgesamt nicht ungelegen, dass so viele lieber schweigen,
wegsehen, tabuisieren und verdrängen.
Was hilft? Schritt für Schritt. Laut, kreativ, ansteckend
und beharrlich Dinge ansprechen, aufzeigen, aufschreien. Wieder und wieder.“