Vorbild

Anstatt deinem Kind ständig
beibringen zu wollen,
wer und was es sein
könnte, sollte, müsste,
zeig ihm lieber Tag für Tag,
wer du bist und wofür du stehst.

Kleine Kinder kommen mit dem tollsten Lernprogramm überhaupt auf die Welt: Sie ahmen nach. Sie eignen sich all ihre Fertigkeiten an, indem sie sie abgucken und abhören. Und dann wiederholen sie. Wieder und wieder, bis es sitzt. Begleitende Erwachsene verhalten sich besonders in den ersten Monaten quasi intuitiv perfekt entsprechend diesem Lernprogramm. Sie betonen Wörter, verlangsamen und übertreiben ihre Mimik, variieren Tonlagen, wiederholen, wiederholen, wiederholen gleiche Kommunikationsmuster, führen Rituale in den Tagesablauf ein. Sie schaffen dadurch ein Gerüst von überschaubaren Lerninhalten und, genauso wichtig, spinnen damit ein festes Netz von Sicherheiten und Zuverlässigkeiten.
Das funktioniert prima. Also, warum sollte man dann damit aufhören? Eben, gibt es keinen Grund dafür. Auch später lernen Kinder vor allem durch Vorbild. Sprache wird wichtiger, ja. Aber sie macht nur einen kleinen Teil aus. Unsere innere Haltung, unsere (auch körperlich) kommunizierten Gefühle, unser reales Tun bleiben das "Beeindruckende", quasi die Leuchttürme, nachdem das Kind sich immer wieder  ausrichtet.

Das ist wunderbar. Das ist eine verdammt mächtige Verantwortung. Wir sind aufgefordert uns ständig mit uns auseinanderzusetzen und innezuhalten und zu reflektieren, was haben wir da eben denn eigentlich wirklich wie kommuniziert. Anstrengend manchmal, aber auch ein Geschenk, dass die Kinder uns machen. Ganz bei sich zu sein, um ganz beim Kind zu sein. Schön, oder?