Freiräume und Grenzen

"Wir sollten die Kinder nicht an die Hand nehmen und vorsichtig über jede Stolperstelle führen, sondern Räume mit altersgemäßen Stolperstellen schaffen - und ihnen vertrauen." (Felix Nattermann)

Ja. Und ein bissl Ahnung davon haben, was Kinder in welchem Alter können bzw. nicht können können. Beispiel: KleinMadame bewegt sich frei im Haus. Treppe rauf, Treppe runter. Mal oben bei sich, mal unten bei mir. Ein paarmal stand sie schon schnuppernd vor der geschlossenen Haustür. Nun hat sie sie auf gemacht und ist raus gegangen. Saß, wohl selbst erstaunt über das eigene Können, still und schauend auf der Bank vor dem Haus. Wir haben dann dort einfach eine Weile über dies und das geplaudert. So als sei alles gut und richtig. War es ja auch. Diese Tür alleine aufzumachen und durchzugehen ist ein wunderbarer Entwicklungsschritt! ...

Jetzt ist ein Riegel an der Tür, an den wir ran kommen, sie aber von der Größe her nicht. Warum? Weil direkt neben Garten und Hof die Durchgangsstraße ist. Abschließbar einzuzäunen ist da aus baulichen Gründen nichts. Mit zweieinhalb Jahren kann sie aber rein entwicklungsmäßig noch nicht Geschwindigkeit, Entfernung und Tödlichkeit von Autos einschätzen und ihr Nichtkönnen auch schon gar nicht.
Verbote und lange Erklärungen würden es in dieser Entwicklungsphase nur interessanter machen und ihr "kann ich selbst/alleine" herausfordern und bei uns allen zu reiner Energieverschwendung im Verbotserklärdschungel führen.

Also wird da nix diskutiert, nix besprochen, nix thematisiert, sondern einfach Fakten geschaffen. Riegel. Aus. Fertig. Da gibt es auch kein Heulen und Zedern von ihrer Seite. Sie nimmt es einfach hin, so wie sie andere Dinge hinnimmt, die einfach noch nicht gehen. Kinder sind soooooo klug. Und vielleicht vertraut sie uns einfach auch, weil sie weiß, dass es nur sinnige Regel in unserem Zusammenleben gibt und davon nur wenige, für sie (und uns) überschaubare. Und dass sie ansonsten in all ihren Bestrebungen Dinge kennen und alleine können zu lernen von uns unterstützt und ermutigt wird.

So viel Freiraum wie möglich, Regeln und Verbote nur so viele wie, ihrem Entwicklungsstand entsprechend, zu ihrer Sicherheit notwendig. Alles andere hat Gründe in den Erwachsenen und nicht im Kind.