Irgendwie ist das schon irre eingerichtet: Wenn die zum
kleinen Kind gehörenden Erwachsenen das selbige bestrafen, demütigen,
verletzen... dann sucht das Kind automatisch die Schuld dafür bei sich. Es kann
gar nicht anders, denn seine Erwachsenen liebt es und es vertraut ihnen.
Bedingungslos. Denn diese Liebe und dieses Vertrauen nähren es in einem
allumfassenden Sinne. Es kennt doch noch gar nichts anderes.
Wäre es schon in der Lage, die Ungerechtigkeit, die Gemeinheit,
die Gewalt im Tun seiner Erwachsenen zu erkennen und zu analysieren, dann
könnte es sie nicht mehr lieben und ihnen nicht mehr vertrauen... und würde
innerlich, und manchmal vielleicht auch ganz real, sterben. Die Entwicklungsprozesse
des Kindes verhindern aber genau das. Es muss also die ihm, durch das Verhalten
der geliebten Erwachsene angetragene, Schuld übernehmen, weil es gar nicht
anders können kann. Wenn es aber so schuldig ist, wie ihm das Verhalten der
Erwachsenen signalisiert, wie kann es sich dann selbst noch lieben lernen?
Das lassen wir uns jetzt ganz langsam auf der Zunge
zergehen.
Noch schrecklicher als die Tatsache, dass manche Eltern ihr
Kind nicht bedingungslos lieben, achten, respektieren können, ist für mich
dieses so frühe Schreddern der Liebe des Kindes zu sich selbst und zu ihnen
durch diese, wenn auch oft unbedachte, Verteilung von Schuld.
Welch eine Macht haben die Erwachsenen über das Kind. Und
wie sorglos, ja wie beiläufig, unreflektiert, selbstherrlich und
verantwortungslos gehen manche damit um.
Und, bevor wieder gefragt wird, wie kann man denn damit
umgehen: Alles was mit Schuld und schuldig sein zu tun hat, gehört schlichtweg
nicht in den Umgang mit Kindern. Bestrafung in jedweder Form, Erniedrigung,
Demütigung, Gewalt sind die Marker, auf denen sich immer Schuld andockt und
verteilt und gehören deshalb nicht in den Kanon eines wie auch immer gearteten Konzeptes
von „Erziehung“. So ganz und gar nicht.