„Nun, es gibt Situationen
im Leben, da wäre es schon recht sinnvoll, zum Schutz für Leib und Seele, schnell
und kompetent zuschlagen zu können.“
„Mit Gewalt lässt
sich kein Konflikt befriedigend lösen.“
Die menschliche Handlungspalette ist riesig und umfasst unzählige
Optionen. Dazu gehören auch recht aggressive Handlungsweisen. Nichts davon ist an
sich erstmal besser oder schlechter, weil es immer auf den jeweiligen Kontext
ankommt.
Lernziel beim Kinde wäre die Erkenntnis: In jeder Situation
habe ich die Wahl zwischen mehrere Handlungsmöglichkeiten.
Um damit flexibel und verantwortlich umgehen zu können, muss
man diese Handlungsoptionen und ihre jeweiligen Konsequenzen ausprobieren
dürfen. Muss den Vor- und Nachteilen nachspüren können. Muss erleben, wie sich
das jeweilige Ergebnis anfühlt. Da helfen keine bloßen Erklärungen, das muss
man erfahren dürfen.
Wo wäre dies besser möglich als in dem durch achtsame Erwachsene
geschützten Rahmen des kindlichen Miteinanders?
Beispiel: Streiten sich zwei Kleine um einen Bagger.
Kreischen, zerren, hauen sich drum. Der Bagger liegt währenddessen unbenutzt
nebendran. Hinzugehen und zu sagen: „Hört auf euch zu streiten, zu hauen! Das macht
man nicht! Das gibt es hier bei uns nicht!“ ist eine nette Herangehensweise.
Irgendwann hört aber keiner mehr zu, da es irgendwie nicht so richtig zu einem
Ergebnis führt. Zumal dieser von außen und von oben nach unten durchgeführte Eingriff
auch schon wieder eine leichte gewalttätige Tendenz hat und kein gutes Beispiel
dafür ist, wie man mit Konflikten umgehen könnte.
Sinnvoller wäre es doch, die Situation ganz ruhig und beiden
zugewandt zu benennen: „Ihr wollt beide mit dem Bagger spielen. Jetzt streitet
ihr euch. Keiner spielt jetzt mit dem Bagger.“
Durch die Frage: „Wie könntet ihr das denn lösen, so dass
ihr beide was davon habt?“ kann man dann den Weg frei geben für den Gedanken, dass
es überhaupt auch noch andere Lösungen geben könnte. Die wird man vielleicht nicht
gleich finden, wird manches ausprobieren, was sich auch nicht richtig gut
anfühlt, aber, indem man immer wieder in diesem Muster daran arbeitet, bekommt
man Übung und ein Gespür dafür, was wann wie passen könnte. Kinder sind da
unheimlich kreativ und lösungsorientiert.